Jahresbericht 2022
Welcome Projekt
Im Mentoring-Projekt begleiten Ehrenamtliche mit Unterstützung von Refugio München Klient*innen partnerschaftlich im Alltag. Gemeinsam gestalten sie ihre Freizeit, unterhalten sich, kochen zusammen oder lernen für die Schule.
Als Magdalena Freund ihr Mentoring bei Refugio München beginnt, ahnt sie nicht, was sie damit bewirken wird. Es ist das Jahr 2018. Durch einen Newsletter wird die Ingenieurin auf das Gesuch eines jungen Mannes für Mathenachhilfe aufmerksam. „Mit Zahlen kenne ich mich aus“, denkt sie sich.
Beim ersten Treffen begegnet Magdalena Freund einem schüchternen, äußerst höflichen Mann, der kaum Deutsch spricht. Vor den Taliban musste er aus Afghanistan fliehen und hat es bis nach Deutschland geschafft. Psychisch ist er schwer belastet.
Regelmäßig treffen sich die beiden, um gemeinsam Algebra und Dreisatz zu üben. Der junge Mann gibt in der Schule sein Bestes und schafft schließlich die Mittlere Reife. Nun will er sich ein Leben in Deutschland aufbauen und beginnt eine Ausbildung zum Maler und Lackierer. Der Mann gibt alles und zählt schnell zu den Besten im Betrieb. Doch sein Sprachniveau reicht einfach nicht für die fachspezifischen Inhalte der Ausbildung. In der theoretischen Abschlussprüfung kommt es zu einer herben Enttäuschung. Er fällt durch.
Was nun? Magdalena Freund wendet sich an Psychiater Dr. Guido Terlinden von Refugio München. Dieser stellt fest: Die schwere Traumatisierung des jungen Mannes erschwert das Deutschlernen und seine Konzentrationsfähigkeit. Durch das Gutachten des Facharztes erhält der junge Mann einen so genannten Nachteilsausgleich und darf die Nachholprüfung in einem ruhigeren Raum mit mehr Zeit absolvieren. Und diesmal klappt es – er besteht die Prüfung!
Ehrenamtliche Mentor*innen wie Magdalena Freund sind für Menschen mit Fluchterfahrung eine große Hilfe. Und nicht nur das, findet Magdalena Freund: “Heute, im Rückblick, hat dieses Tandem mir selbst unheimlich gutgetan. Die Begegnung erweitert meinen Horizont enorm.“