Bericht der Geschäftsführung
Jahresbericht 2023
Die Zahl der Menschen auf der Flucht wächst leider beständig und damit auch der Geflüchteten, die Therapie und psychosoziale Beratung brauchen. Daher war unser Ziel für 2023 der Ausbau unserer Angebote.
Rund 114 Millionen Menschen waren im Jahr 2023 nach Angaben der Vereinten Nationen weltweit auf der Flucht. Das sind rund 5,6 Millionen Menschen mehr als 2022. Und vor rund zwanzig Jahren sprachen wir noch von 60 Millionen Menschen auf der Flucht. Auch in Deutschland kamen 2023 mehr Geflüchtete an. Mit Abstand die größte Gruppe sind dabei Menschen aus der Ukraine.
Die Asylbehörde BAMF (Bundesamt für Migration und Flüchtlinge) hat zur Bearbeitung von Asylverfahren Außenstellen in ganz Deutschland, die jeweils für bestimmte Länder zuständig sind. Entsprechend werden auch Geflüchtete nach ihren Herkunftsländern innerhalb Deutschlands verteilt. So kommt es zum Beispiel, dass wir bei Refugio München viele Menschen aus der Demokratischen Republik Kongo betreuen, weil das BAMF in München für dieses Land zuständig ist. Bundesweit spielt dieses Land in der Asylstatistik aber eher eine untergeordnete Rolle. Die größten Herkunftsländer bei Refugio München waren 2023 Ukraine, Afghanistan, Dem. Rep. Kongo, Somalia, Nigeria, Syrien, Türkei, Jemen, Sierra Leone, Uganda oder Irak. Insgesamt begleiteten wir Menschen aus mehr als 40 Herkunftsländern in unseren Angeboten.
In unserem Leitbild steht unter anderem:
Refugio München bietet psychosoziale Versorgung für Menschen mit Fluchterfahrung, um ihnen psychische Gesundheit und gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen. Als spezialisierte Facheinrichtung sind wir Teil des gesundheitlichen Versorgungssystems und arbeiten nachhaltigkeitsbewusst sowie sensibel in Bezug auf Diskriminierung und Diversität. Unsere Angebote dienen dem Ziel der psychischen Gesundheit von Menschen mit Fluchterfahrung und richten sich an deren spezifischen Bedürfnissen aus.
Da wir im Jahr 2023 wie schon in den Vorjahren weitaus mehr Anfragen nach Unterstützung hatten, als wir Plätze anbieten können, haben wir beschlossen, unsere Kapazitäten für die Unterstützung von Geflüchteten in München, Landshut und Augsburg kontinuierlich auszubauen. Gerade auch für Geflüchtete im ländlichen Raum ist es dringend notwendig, in mehreren Städten Bayerns Zugang zu psychosozialer Versorgung zu haben. Dabei achten wir darauf, dass wir unseren hohen fachlichen Standard als auch ein hohes Maß an Mitarbeiter*innen-Beteiligung halten.
Im Zuge dieses Konzepts zur Ausweitung haben wir 2023 die ersten Schritte unternommen, um unseren Standort Augsburg als Behandlungszentrum aufzubauen. Im Beitrag zu Augsburg in diesem Jahresbericht erfahren Sie mehr über den Ausbau. Ebenso haben wir auch das Behandlungszentrum in München und Landshut im Jahr 2023 etwas ausbauen können. Glücklicherweise konnten wir das Mental Health Center Ukraine (MHCU), unser Behandlungszentrum in München für Geflüchtete aus der Ukraine, auch 2023 aufrechterhalten. In allen Behandlungszentren ist es uns sehr wichtig, dass wir offene Plätze für Kinder und Jugendliche bereithalten, selbst wenn die Kapazitäten eng sind. Für Kinder und Jugendliche sind bereits wenige Monate Wartezeit fatal für ihre Entwicklung. Dennoch müssen wir in allen Bereichen immer noch zu viele Menschen abweisen, ohne dass wir Ihnen eine Alternative nennen können.
Bei 51,2% aller Klient*innen in den Behandlungszentren (ohne MHCU) stellten wir auf Grund der Schwere der Erkrankung Suizidalität fest. 19,2% gaben an, dass sie bereits mindestens einen Suizidversuch begangen haben oder sie wurden auf Grund eines Suizidversuchs bei uns angemeldet. Darunter befinden sich auch Kinder und Jugendliche! Diese dramatischen Zahlen zeigen, mit welcher Not die Menschen zu uns in Behandlung kommen und dass wir vornehmlich die aufnehmen, die besonders leiden. Unser Ziel bleibt: Wir müssen auch für diejenigen Kapazitäten in der Psychotherapie schaffen, die noch nicht am Ende ihrer Kräfte sind, aber unter traumatischen Erfahrungen leiden!
Für zahlreiche Geflüchtete bieten wir in der Refugio Kunstwerkstatt für Kinder und Jugendliche kunstpädagogische Unterstützung an, damit sie ihre eigenen Kräfte wiederfinden und im muttersprachlichen Elterntraining werden Mütter und Väter in ihrer elterlichen Fürsorge gestärkt. Diese Bereiche sind neben der psychotherapeutisch-beraterischen Arbeit im Behandlungszentrum ein wesentlicher Bestandteil unserer Arbeit. Weitere Pfeiler sind die Früherkennung besonders schutzbedürftiger Asylsuchender in der Erstaufnahme in München, unser Fortbildungsinstitut transfer und unsere Forschungsabteilung für neue Behandlungskonzepte. In diesem Jahresbericht finden Sie zu allen Pfeilern unserer Arbeit spannende Berichte und was wir in 2023 erreichen konnten.
Wir danken herzlich allen Angestellten, Honorarkräften, Ehrenamtlichen, Engagierten, Zuschussgeber*innen, Förder*innen und Spender*innen, die diese Arbeit ermöglicht haben! Nur mit Ihrer Unterstützung konnten wir 2.969 Geflüchtete begleiten und unterstützen! Mit Ihrer Hilfe konnte viel Gutes geschehen! Danke für Ihren Einsatz, Ihre Unterstützung und Ihre Verbundenheit!
Annette Hartmann und Jürgen Soyer, Geschäftsführung Refugio München