Intersektionalität als eine kritische Perspektive auf Fragen nach sozialer Ungleichheit wurde über viele Jahrzehnte in engem Austausch vor allem afroamerikanischer Aktivist*innen und Intellektueller entwickelt. Und auch in Europa finden wir immer wieder Initiativen, die schon vor Jahrzehnten die Verwobenheit von Diskriminierungsformen herausgestellt haben. In den 1980er Jahren gelang es der Juraprofessorin Kimberlé Crenshaw anhand von Gerichtsakten intersektionale Benachteiligungen und Ausschlüsse empirisch nachzuweisen, womit sie endgültig den Grundstein für die wissenschaftliche Anerkennung intersektionaler Perspektiven legte. Diese werden seither in vielen Disziplinen und Professionen erprobt und eingesetzt, so auch in der Sozialen Arbeit.
Intersektionale Perspektiven sind in der Sozialen Arbeit mittlerweile als hilfreiche Tools anerkannt, um die Überschneidungen von Mechanismen sozialer Ungleichheit und Diskriminierung sowie deren Wechselwirkungen sichtbar und beschreibbar zu machen, zu analysieren und Transformationen anzustoßen. Eine der vielen Stärken von Intersektionalität ist dabei die gleichzeitige Berücksichtigung der Einzelfall- sowie der gesellschaftlichen Makroebene, wodurch Fragen nach Hierarchien und Macht aufgeworfen werden. Intersektionale Ansätze verdeutlichen die Folgen sozialer Konstruktionen und setzen sich für eine gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe aller Menschen ein. Dabei kommen sie ohne ein starres Raster aus, berücksichtigen die Individualität jeder Person und ihrer Lebensrealität und lassen sich je nach Fragestellung individuell anpassen.
Intersektionale Perspektiven werden als wertvoller Beitrag zu einem differenzierten Fallverstehen und zur Reflexion der professionellen Beziehung zwischen Sozialpädagog*innen und Klient*innen bewertet. Intersektionale Methoden machen Mehrfachidentitäten beschreibbar und ermöglichen einen Perspektivenwechsel, der gerade bei sehr komplexen Fallkonstellationen gewinnbringend ist.
In dieser Fortbildung wird sowohl der theoretische und zeitgeschichtliche Hintergrund des Konzepts von Intersektionalität vermittelt als auch Ideen und Methoden für die praktische Anwendung.
Ihr Profit:
- Reflexion des eigenen Bewusstseins für verschiedene Diskriminierungsformen und des Einflusses sozialer Ungleichheit, auch zwischen Fachkraft und Klient*in, auf soziale Problemlagen
- Erhöhung des Verständnisses von Wechselwirkungen zwischen der Einzelfall- und Gesellschaftsebene
- Praktische Anwendungsbeispiele des Konzepts von Intersektionalität z.B. durch Anregungen für eine intersektional orientierte kollegiale Fallbesprechung für hochkomplexe Fälle
Zielgruppe: Fachkräfte im Asylsozialdienst, der Migrationsberatung sowie Jugendmigrationsdiensten, im Bereich der Jugendhilfe und Schulsozialarbeit sowie in Beratungsstellen.
Referentin: Julia Cholewa, Dipl.-Sozialpädagogin (FH) / Soziologin (B.A.)
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