Eine bessere Zukunft:
Seit ca. 1 ½ Jahren ist Calaa jetzt bei uns in Therapie, um die grausamen Erlebnisse seiner Flucht vor allem in den Lagern in Libyen zu verarbeiten. Seit einiger Zeit schreibt er auch über seine Erlebnisse – er schreibt seine Geschichte auf, um die Vergangenheit zu überwinden, damit die Zukunft besser wird, aber lesen Sie selbst:
Ich heiße Calaa. Seit 4 Jahren wohne ich in München. Ich bin als Flüchtling aus Ostafrika gekommen.
Flüchten bedeutet für mich vieles: Dass man von seiner Familie getrennt ist und sein Land, seine Sprache, alles verlässt und ein neues Leben von Anfang an beginnt; eine neue Sprache, eine neue Kultur und neue Menschen kennenlernt.
Auf dem Weg nach Europa habe ich viel erlebt: ich bin geschlagen worden, und von der Polizei und der Mafia festgenommen worden. Ich war fast zwei Monate im Gefängnis in Libyen. Ich glaube, niemand flüchtet aus seinem Heimatland ohne Probleme zu haben. Man flüchtet nur, weil man keine andere Wahl hat.
Als ich in meiner Heimat war, habe ich an einer Schülerdemonstration teilgenommen und wurde deswegen festgenommen. Ich war zehn Tage im Gefängnis und wurde jede Nacht gefoltert. Meine Eltern haben dann unterschrieben, dass ich nicht mehr an Demonstrationen teilnehmen werde, und ich wurde freigelassen. Nach ungefähr sechs Monaten gab es wieder eine Demonstration, an der alle Schulen meiner Stadt teilgenommen haben. Viele, mit denen ich im Gefängnis war, darunter zwei Freunde, sind wieder verhaftet worden. Auch nach mir wurde gesucht, deshalb habe ich mein Land verlassen und bin in den Sudan geflüchtet. Nach einem Monat flüchtete ich weiter vom Sudan nach Libyen. In Libyen wurde ich von der libyschen Polizei festgenommen. Ich war in drei Gefängnissen in Libyen. Im ersten Gefängnis war ich drei Tage lang, ohne etwas zu essen. Wir sind nur geschlagen worden. Jeder Polizist, der Schicht hatte, kam zu uns und schlug uns, bis die nächste Schicht kam.
Dann haben sie uns zu einem großen Gefängnis gebracht. In dem Gefängnis waren über tausend Menschen. Viele Menschen, die aus vielen verschiedenen Ländern kamen. Wir durften nicht sprechen, wir sollten immer schlafen. Zum Schlafen hatten wir aber auch nicht genug Platz. Es gab immer Streit wegen der Schlafplätze. Wir konnten nicht jeden Tag auf die Toilette gehen, weil es nur eine Toilette für 1600 Menschen gab. Wir mussten in einer langen Schlange warten, um auf die Toilette gehen zu dürfen, und wurden wegen jeder Kleinigkeit ständig geschlagen.
In diesem Gefängnis war ich circa zwanzig Tage. Am Ende wurden wir von der Polizei verkauft und sind zu einem Privathaus gekommen, das als Gefängnis genutzt wurde. In dem kleinen Raum war es sehr eng und warm. Nach ein paar Tagen musste meine Familie Geld bezahlen und ich bin freigelassen worden.
Dann habe ich eine Zeit lang in einer Krimia gelebt. Das ist eine Art Großmarkt. Wir haben dort den ganzen Tag Kisten getragen, um etwas zu essen zu haben. Wir mussten immer aufpassen, nicht von der Mafia oder der Polizei entdeckt zu werden, die uns sonst festgenommen oder um Geld erpresst hätten. Auch in der Nacht haben wir nicht geschlafen, um uns zu schützen.
Als ich meiner Schwester von dem Plan erzählte, über das Meer zu fahren, hat sie mich gewarnt und gebeten, es nicht zu tun. Auch in Afrika weiß man, wie viele Menschen dort sterben. Kurz vor mir waren 80 Jugendliche aus meiner Heimat im Meer ertrunken. Aber ich habe ihr gesagt: Du weißt nicht, wie es in Libyen ist. Es ist besser im Meer zu sterben als in den Händen der libyschen Polizei oder Mafia.
Ich habe also einen Schleuser gesucht, der mich über das Meer bringen kann. Ich war 4-5 Tage auf dem Boot. Dann bin ich in Europa angekommen.
Seit vier Jahren bin ich jetzt in Deutschland, in München. Am Anfang war es schwierig, weil ich die Sprache nicht konnte und ich mich einsam gefühlt habe. Bei Refugio München haben sie mir zugehört, das hat geholfen und mit der Zeit habe ich auch die Sprache gelernt und einen Ausbildungsplatz gefunden.
Ich hoffe, dass mein Leben in Zukunft besser wird.
*Name geändert