Morteza

„Der Afghane“

Im Buch „Die Schatten der Vergangenheit besiegen“ werden einfühlsam die Geschichten ehemaliger Klient*innen von Refugio München erzählt, Morteza ist einer davon.

Morteza, glücklicher Familienvater von zwei kleinen Kindern, ist ehrenamtlich engagiert bei KINO ASYL und Kostümschneider am Münchner Volkstheater. Niemand würde heute vermuten, welch schwierige Geschichte hinter ihm liegt und was er alles zu bewältigen hatte.

Sein noch junges Leben ist bis zur Ankunft in München vor neun Jahren ein Labyrinth aus Flucht und Trauma. Mit zwanzig Jahren landet er in einer Asylunterkunft in Bad Kohlgrub, ein kleiner Ort in der Nähe von Oberammergau, wo die Passionsfestspiele stattfinden – das wird ein entscheidender Zufall für Mortezas späteres Leben.

Was er als junger Mensch in Afghanistan erlebt hat, lässt ihn nicht mehr los. In der kleinen Unterkunft geht es dem jungen Mann psychisch zunehmend schlechter. Die Umgebung in den Bergen ist zwar traumhaft schön für einen Urlaub, aber für einen traumatisierten Menschen ist das Nichtstun Gift. Und an dieser Stelle werden die Passionsfestspiele wichtig: Morteza hatte im Iran als Schneider gearbeitet und eine ehrenamtliche Helferin hat ihn erfolgreich als Kostümschneider an die Passionsfestspiele in Oberammergau vermittelt. Und es kommt noch besser: Festspielleiter und Intendant am Münchner Volkstheater Christian Stückl wird auf ihn aufmerksam und stellt ihn beim Volkstheater für eine Schneiderlehre ein.

Jetzt könnte alles gut sein, wären da nicht die Schrecken der Vergangenheit. Die Erlebnisse der Flucht und in Afghanistan sitzen fest in Kopf und Körper. Morteza versucht die Erinnerungen mit Arbeit und Deutschlernen zu bekämpfen, aber niemand kann 24 Stunden arbeiten. Wenn Morteza Pause macht oder schlafen möchte, holt ihn alles ein und er kann nicht mehr arbeiten. Aber er hat Glück, er bekommt einen Therapieplatz bei Refugio München: Der Neustart.

Für die vielen Wendungen in Mortezas Leben ist diese eine Seite viel zu wenig. Die ausführliche Geschichte, was es für ihn heißt „der Afghane“ zu sein und sein nicht endender Kampf um ein „normales“ Leben, können Sie in „die Schatten der Vergangenheit besiegen“ lesen, erschienen im Allitera Verlag.

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