Außenstelle Augsburg
Jahresbericht 2023
Politisch geht der Trend nicht gerade zu mehr Hilfe für Geflüchtete. Bei Refugio München sehen wir das anders und bauen unsere Angebote regional aus.
Schwaben ist der zweitgrößte Regierungsbezirk in Bayern und die Anzahl der Geflüchteten, die dort aufgenommen werden, ist entsprechend groß. Die meisten Menschen sind in Augsburg untergebracht, wo wir bereits seit 2012 in Kooperation mit der Caritas psychosoziale Hilfe anbieten. Seit 2023 sind unsere Pläne zum Ausbau dieser Hilfe zu einem psychosozialen Zentrum als Außenstelle von Refugio München konkret. Dr. med. Guido Terlinden hat die Leitung des Ausbaus und damit auch von Refugio München in Augsburg übernommen. Im Gespräch berichtet er über die Fortschritte und die Situation in und um die Friedensstadt Augsburg.
Guido, warum bauen wir die Außenstelle Augsburg aus?
Wenn man sich die Landkarte der Psychosozialen Zentren (PSZ) in Deutschland anschaut, dann sieht man, dass es in Bayern gerade mal drei gibt: In Nürnberg, München – mit der Außenstelle Landshut – und seit einem Jahr eines in Neu-Ulm. Das ist wenig für so einen großen Flächenstaat, deshalb müssen die Menschen zum Teil sehr weite Wege auf sich nehmen. In Augsburg haben wir schon eine Kooperation mit der Caritas, die sehr gut und erfolgreich läuft. Das gibt uns eine gute Grundlage zur Weiterentwicklung.
Wie ist die Situation von Geflüchteten in Augsburg?
Augsburg ist als Bezirkshauptstadt für die Erstaufnahme in Schwaben zuständig. In der Stadt selbst gibt es vier Anker-Einrichtungen, eine ist noch in Günzburg. Wir haben hier Unterkünfte für Familien oder Frauen mit Kindern und Unterkünfte nur für Männer, es gibt auch Unterkünfte für LGBTIQ*Personen. Auch die Wohngruppen für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge sind in der Stadt. Psychotherapeutische Angebote für Geflüchtete gibt es aber viel zu wenig. Schwaben ist sehr lang gestreckt, das macht die Anfahrt oft sehr weit. Ich habe einen Klienten, der muss mit Bus, Zug und zu Fuß kommen, der fährt drei Stunden. Das macht es schwierig für die Menschen, zumal Psychotherapie ohnehin sehr anstrengend ist. Die Ankerzentren sind alle sehr nah an Augsburg, nur leider ist die Unterkunftssituation dort sehr schlecht.
Wie erlebst du die Stadtgesellschaft in Augsburg?
Wir werden überall sehr freundlich empfangen, es scheint niemand zu geben, der uns nicht will. Dolmetschende oder andere NGOs haben großes Interesse an unserer Expertise, fragen zum Beispiel auch nach Fortbildungen. Augsburg ist ja Friedensstadt und hat deshalb auch einen extra Feiertag am 8. August. Die Stadt ist ganz im Zeichen der Integration und pflegt ein gutes Miteinander. Da passen wir richtig gut rein. Die Aktiven im Geflüchtetenbereich sind sehr anpackend und es gibt eine große Vernetzungsdynamik. Ich glaube, dass sich aus der Mitte der Gesellschaft viele sehr engagieren und die Strukturen dafür auch gut sind. Ich bin ja eigentlich aus dem Rheinland, aber ich habe meine Facharzt Ausbildung in Augsburg gemacht und war Oberarzt im Krankenhaus. Meine Vernetzung im Bereich der Psychotherapie in Augsburg kann ich gut nutzen.