Das Zusammenspiel von Therapie, sozialer Beratung und Kultursensibilität ist ein Erfolgsmodell.
Dank unserer Forschungsabteilung können wir jetzt auch mit einer wissenschaftlichen Studie* belegen, dass die Behandlung von traumatisierten Menschen mit Fluchterfahrung ein Erfolgsmodell ist.
Die hausinterne Refugio München Forschungsabteilung arbeitet stetig an der Evaluation unserer therapeutischen Arbeit, damit wir die psychosozialen Angebote für Geflüchtete innovativ weiterentwickeln können. Nun liegen die Ergebnisse eines langjährigen Projekts zur Untersuchung der Wirksamkeit unseres Therapieansatzes vor. In der Studie wurde die psychische Gesundheit der Klient*innen zu drei verschiedenen Zeitpunkten untersucht: vor Beginn der Therapie, nach etwa sieben Monaten und am Ende der Therapie nach durchschnittlich 20 Monaten. Insgesamt 162 Personen nahmen an der ersten Befragung teil, nach sieben Monaten waren es noch 71 und zum Abschluss der Therapie 45.
Die Ergebnisse sprechen eine klare Sprache: Die psychischen Belastungen der Betroffenen, vor allem die Symptome von PTBS (Posttraumatisches Belastungssyndrom), Depressionen und Angststörungen, gingen deutlich zurück. Dabei war die Verbesserung nicht nur statistisch signifikant, sondern auch für die Klient*innen im Alltag spürbar. Das heißt die Betroffenen hatten mehr Lebensqualität, konnten sich besser auf das neue Leben einlassen und ihre Zukunft planen. Besonders bemerkenswert: Auch Schlafstörungen, ein häufiges Symptom bei traumatisierten Menschen, wurden deutlich besser.
Ein ganzheitlicher Ansatz: Psychotherapie und soziale Unterstützung
Menschen mit Fluchterfahrung sind oft mehrfach belastet: Traumatische Erlebnisse aus der Vergangenheit, Unsicherheit im Asylverfahren und Schwierigkeiten im Alltag setzen ihnen zu. Der multidisziplinäre Ansatz, den Refugio München verfolgt, zeigt, dass Linderung des psychischen Leids auch unter schwierigen Rahmenbedingungen möglich ist. Der Erfolg des Behandlungskonzepts lässt sich auf die Kombination der klassischen Traumatherapie mit sozialer Beratung zurückführen. Die Therapeut*innen arbeiten eng mit Sozialarbeiter*innen zusammen, die den Patient*innen bei praktischen Problemen helfen – sei es die Suche nach einer Arbeit, der Umgang mit Behörden oder Integration in die Gesellschaft. Diese Unterstützung schafft Stabilität im Alltag und hilft sowohl den Betroffenen als auch den Therapeut*innen, sich auf die psychische Heilung zu konzentrieren.
Darüber hinaus setzt Refugio München auf kontextsensible Ansätze. Die Therapeut*innen sind sich der kulturellen Hintergründe und spezifischen Herausforderungen von Menschen mit Fluchterfahrung bewusst und passen ihre Arbeit entsprechend an. Oft arbeiten sie mit Dolmetscher*innen zusammen, um Sprachbarrieren zu überwinden und eine vertrauensvolle Kommunikation zu ermöglichen – so werden Geflüchtete mit nachweisbarem Erfolg ganzheitlich unterstützt.
Unsichere Bleibeperspektive belastet besonders
Auch das Asylverfahren hat einen erheblichen Einfluss auf die psychische Stabilität der Betroffenen. Personen, deren Asylantrag abgelehnt wurde oder deren Verfahren noch lief, litten zu Beginn der Behandlung unter stärkeren psychischen Belastungen als diejenigen, die bereits einen sicheren Aufenthaltsstatus hatten. Das ist nicht überraschend: Die Unsicherheit über die eigene Zukunft kann die psychische Belastung erheblich verstärken. Dennoch zeigt die Studie, dass alle Gruppen – unabhängig vom Asylstatus – im Verlauf der Therapie ähnliche Fortschritte machten. Das bedeutet, dass die multidisziplinäre Behandlung auch dann wirksam ist, wenn Menschen während der Therapie weiterhin mit einer ungewissen Bleibeperspektive konfrontiert sind. Von der Behandlung profitieren alle unabhängig vom Aufenthaltsstatus.
Fazit: Linderung des psychischen Leids
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Arbeit von Refugio München einen wichtigen Beitrag zur psychischen Gesundheit von Menschen mit Fluchterfahrung leistet. Entscheidend für den Erfolg ist das Zusammenspiel von Therapie, sozialer Beratung und Kontext-, bzw. Kultursensibilität. Es lohnt sich, in die spezialisierte psychosoziale Beratung und Behandlung Geflüchteter zu investieren. Der Gewinn liegt am Ende nicht nur auf der Seite der Betroffenen, auch die Gesellschaft profitiert: Denn für viele Menschen mit Fluchterfahrung bedeutet die Unterstützung von Refugio München nicht nur eine Verbesserung ihrer psychischen Gesundheit, sondern auch eine Chance, in ihrem neuen Leben in Deutschland Fuß zu fassen.
*Die Studie beruht auf einer Masterarbeit von Verena Kellermann, die wir Ihnen bei Interesse gerne zusenden können.